Terpsichore
laß den Freund nicht fallen
stärke den Rücken
halte uns zusammen
Bitte
verstecke das Licht nicht
hebe den Schleier
verleihe der Seele Ausdruck
Fordere
halte die Augen offen
nimm die Schmerzen hin
bewahre das Gleichgewicht
Tanz
gib alles
| Grenzgänge
Er ist Tänzer, Pantomime und nun auch Lyriker: Rolf Gildenast. Der Solotänzer zeigt mit dem jüngst erschienen Gedichtband "Durch Wachsen" eine weitere Seite seines künstlerischen Schaffensspektrums.
"Lies laut and listen" steht dem Gedichtbändchen voran. Eine Aufforderung, die das folgende Werk glänzend umfaßt. Liest man Gildenasts Gedichte nämlich laut, läßt sich die Lyrik ganz anders erschließen. Alliterationen, Wortspielereien, Gilden- asts Umgang mit Sprache machen seine Lyrik zu einem Genuß. Ein sprachlicher Genuß, der zum Nachdenken anregt. Dabei haben diese Gedichte etwas Surreales.
"Nichtfaßbares greifbar machen", erläutert Rolf Gildenast, der keine Interpretationen vorgibt, sondern vielmehr Sprache wirken läßt. "Lies laut and listen" deutet zugleich auch den Wechsel in eine andere Sprache an. Einige Gedichte sind englisch verfaßt.
Mit den Worten "Start over again" schließt das Gedichtheft. Diese Worte bringen es auf den Punkt : Gildenasts Gedichte muß man mehr als einmal lesen; Gildenasts Gedichte kann man mehr als einmal lesen, weil es immer wieder ein Genuß ist.
(Stadtspiegel Gelsenkirchen vom 11.2.1999)
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